Wohltätigkeit und Geben im Islam

Wohltätigkeit ist ein grundlegender Bestandteil des Islam und ein zentraler Ausdruck des Glaubens eines Muslims. Sie zeigt eine tiefe Sorge um das Wohlergehen anderer und fördert soziale Gerechtigkeit und Mitgefühl. Der Koran betont das Geben sowohl als Pflicht als auch als geistige Handlung, die Wohlstand reinigt und die Gemeinschaft stärkt. Der Islam unterscheidet zwischen verpflichtender Wohltätigkeit (Zakat) und freiwilliger Wohltätigkeit (Sadaqah), die beide ermutigt und von Allah hoch belohnt werden.

1. Zakat: Die verpflichtende Wohltätigkeit

Zakat ist eine der fünf Säulen des Islam und für alle Muslime verpflichtend, die den Mindestwohlstand erreicht haben. Es handelt sich dabei um die Abgabe eines bestimmten Teils des eigenen Vermögens – in der Regel 2,5% – an Bedürftige. Zakat ist ein Mittel zur Umverteilung von Wohlstand und sorgt für wirtschaftliche Gerechtigkeit innerhalb der muslimischen Gemeinschaft.

"Und verrichtet das Gebet und gebt die Zakat, und was auch immer Gutes ihr für euch selbst vorausgeschickt habt – ihr werdet es bei Allah finden." 2:110

Zakat reinigt nicht nur das Vermögen, sondern auch die Seele des Gebenden, indem sie ihn von Gier und Selbstsucht befreit. Es wird an bestimmte Empfänger verteilt, die im Koran genannt werden, wie die Armen, Bedürftigen und Verschuldeten.

2. Sadaqah: Die freiwillige Wohltätigkeit

Sadaqah bezieht sich auf jede freiwillige Form der Wohltätigkeit, sei es in Form von Geld, Zeit oder Mühe. Es kann so einfach sein wie ein Lächeln, ein freundliches Wort oder jemandem zu helfen, der in Not ist. Im Gegensatz zur Zakat gibt es für Sadaqah keinen festgelegten Betrag oder Zeitpunkt, und sie kann jederzeit gegeben werden, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen.

"Diejenigen, die ihr Vermögen Tag und Nacht, geheim und öffentlich ausgeben – sie werden ihren Lohn bei ihrem Herrn erhalten." 2:274

Sadaqah spiegelt Aufrichtigkeit und Mitgefühl wider und stärkt die Bande der Brüderlichkeit und Einheit innerhalb der Gesellschaft. Sie dient nicht nur dazu, dem Empfänger zu helfen, sondern bringt auch Frieden und Segen in das Leben des Gebenden.

3. Die spirituellen Belohnungen des Gebens

Wohltätigkeit ist eines der am meisten betonten guten Taten im Koran und Hadith. Sie wird als Investition in das Jenseits und als Mittel zur Sündenvergebung und zum Erhalt der Barmherzigkeit Allahs angesehen. Die Handlung des Gebens wird im Islam hoch geschätzt, und Allah verspricht für diejenigen, die aufrichtig geben, vervielfachte Belohnungen.

"Das Beispiel derjenigen, die ihr Vermögen auf dem Weg Allahs ausgeben, ist wie ein Korn [Getreide], das sieben Ähren hervorbringt; in jeder Ähre befinden sich hundert Körner." 2:261

Durch das Geben entwickelt ein Gläubiger Demut und Vertrauen in Allah und erkennt, dass sämtlicher Wohlstand letztlich von Ihm kommt und dass wahre Erfüllung in Großzügigkeit und Mitgefühl liegt.

4. Die soziale Auswirkung der Wohltätigkeit

Islamische Wohltätigkeit spielt eine entscheidende Rolle beim Aufbau einer gerechten und mitfühlenden Gesellschaft. Sie verringert Armut, überbrückt die Kluft zwischen Reichen und Armen und hebt marginalisierte Gemeinschaften. Wohltätigkeit fördert auch Empathie, Einheit und gegenseitige Fürsorge unter den Muslimen.

"Ihr werdet das Gute [Belohnung] nicht erreichen, bis ihr [im Weg Allahs] von dem ausgegeben habt, was ihr liebt." 3:92

Wohltätigkeit ist nicht nur eine finanzielle Verpflichtung – sie ist ein Mittel zur Förderung von Liebe und Solidarität und stellt sicher, dass niemand in der Gemeinschaft zurückgelassen wird.

5. Geben in der Öffentlichkeit und im Privaten

Der Islam ermutigt dazu, Wohltätigkeit sowohl öffentlich als auch privat zu geben, wobei jede Methode ihre eigenen Vorzüge hat. Öffentliche Spenden setzen ein gutes Beispiel und inspirieren andere, während private Spenden die Aufrichtigkeit wahren und Stolz verhindern. Die Absicht hinter dem Geben sollte stets sein, Allahs Wohlgefallen zu suchen und nicht Lob von anderen.

"Wenn ihr eure wohltätigen Ausgaben offenlegt, ist es gut; aber wenn ihr sie verbirgt und den Armen gebt, ist es besser für euch." 2:271

Unabhängig davon, wie es gegeben wird, ist im Islam das Wichtigste die Reinheit der Absicht und der Nutzen der Handlung für andere.

6. Fazit: Wohltätigkeit als Spiegelbild des Glaubens

Wohltätigkeit im Islam ist mehr als nur eine finanzielle Pflicht – sie ist ein Spiegelbild des Glaubens, ein Mittel der Reinigung und ein mächtiges Werkzeug für soziale Gerechtigkeit. Sowohl Zakat als auch Sadaqah werden als Mittel empfohlen, um Allah näher zu kommen und das Leben der anderen zu verbessern. Ob groß oder klein, jede Handlung des Gebens trägt eine immense spirituelle Bedeutung und Nutzen.

Durch großzügiges und aufrichtiges Geben leben Muslime die Werte von Mitgefühl, Gerechtigkeit und Dankbarkeit und tragen so zu einer besseren Welt für alle bei.